Ausgangslage

Etwa 9 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer chronischen Nierenkrankheit. Circa 100.000 Patienten müssen dabei langfristig mit einem Nierenersatzverfahren (Dialyse) behandelt werde. In etwa 11.000 Patienten stehen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation.

Begleiterkrankungen bei dialysepflichtigen Patienten

Einerseits haben dialysepflichtige Patienten ein hohes Auftreten an Nebenerkrankungen, wie arteriellem Hypertonus, Diabetes, koronaren Herzerkrankungen sowie kardiovaskulären Erkrankungen, anderseits herrscht unter dieser Patientengruppe ein erhöhtes Risiko der Gebrechlichkeit („Frailty“). Frailty tritt bei Patienten mit Nierenleiden gehäuft auf und ist ein zusätzlicher, unabhängiger Risikofaktor für die erhöhte Sterblichkeit und weiterer Erkrankungen bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz. Dabei betrifft die Gebrechlichkeit nicht nur ältere Dialysepatienten (>65 Jahre), es haben vielmehr alle Altersstufen ein erhöhtes Risiko an Frailty.

Zusätzlich leiden 60 bis 97% der Dialysepatienten an Fatigue (Erschöpfungssyndrom), die durch Schlafstörungen, Anämie, Urämie und psychischen Stress verursacht wird.

Eingeschränkte Leistungsfähigkeit bei dialysepflichtigen Patienten

Die körperliche Leistungsfähigkeit ist durch die zuvor genannten Punkte und die daraus resultierende Inaktivität bei Dialysepatienten deutlich eingeschränkt. Im Vergleich zur Norm ist die Ausdauer bei diesen Patienten um 50 – 80% geringer, die Muskelkraft, insbesondere der Beinmuskulatur, um 30 – 60% reduziert sowie die Koordination und Sensibilität deutlich eingeschränkt. Ein entscheidender Faktor ist dabei die mangelnde körperliche Aktivität, die unter anderem durch den hohen Zeitaufwand der Dialyse bedingt ist.

Um diesen Gefahren vorzubeugen, bedarf es einer Erhöhung der körperlichen Aktivität, um eventuelle Risiken für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Frailty zu minimieren. Zusätzliche Benefits, wie eine Erhöhung der Dialyseeffektivität, Verbesserung der Blutwerte und einen Auf- und Ausbau körperlicher Ressourcen, sollen zudem generiert werden.

Körperliche Aktivität hat bei Patienten mit einer CKD zahlreiche Effekte. Auf der einen Seite wird das Risiko für die Entstehung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung durch zum Beispiel Reduktion des Blutdrucks, Erhöhung der Herzfrequenzvariabilität, oder auch Erhöhung der Elastizität der Blutgefäße, gesenkt. Auf der anderen Seite wird die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht und die Funktionsfähigkeit gesichert, indem die Belastungstoleranz und die maximale Belastbarkeit angehoben und der Entstehung von Sarkopenie, durch einen Aufbau der Muskelmasse, entgegengewirkt wird. Doch nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen Ressourcen können durch Bewegungstherapie gestärkt werden. Dadurch erzielen die Patienten eine Erhöhung ihrer Lebensqualität.